Was ist neuromotorische Entwicklungsförderung nach INPP?

Für Lernprobleme oder Verhaltensauffälligkeiten kann es auch eine körperliche Ursache geben: frühkindliche Reflexe.

Diese Reflexe entwickeln sich im Mutterleib oder kurz nach der Geburt und gewährleisten das Überleben des Kindes. Sobald ein Reflex nicht mehr benötigt wird, ist es Aufgabe des Gehirns, diesen zu hemmen, also „abzuschalten“. Nur so kann sich das Gehirn weiterentwickeln und Lernen möglich machen.

Kind versteckt sich unter Polstern
Kind lacht herzhaft

Durch unterschiedlichste Faktoren kann es passieren, dass Reflexe nicht vollständig ausreifen oder gehemmt werden, was dann dem Kind – und vielen Eltern – das Leben schwer machen kann.

Mit der Neuromotorischen Entwicklungsförderung bekommt das Gehirn noch einmal die Möglichkeit, Reflexe auszureifen und zu hemmen. Dies geschieht durch tägliche kurze Übungen für die Dauer von 1 bis 1,5 Jahren.

Reflexe und ihre Symptome

Definition

mögliche Symptome

Behandlung, Übungen

MORO-REFLEX

Er ist eine primitive Schreckreaktion, eine automatisierte Flucht- oder Kampfreaktion, um auf Bedrohung (unwillkürlich) zu reagieren.

  • Überreaktionen
  • Hypersensitivität
  • Ängstlichkeit
  • kann Kritik nicht akzeptieren
  • Phasen von Hyperaktivität gefolgt von übermäßiger Ermüdung
  • Lichtempfindlichkeit
  • Allergien
  • Wahrnehmungsprobleme
  • kommt schwer mit Veränderungen zurecht …

Gleichgewichtsübungen, taktile Stimulation, Klangtherapie, klare Regeln und Anweisungen, Rituale

ATNR – Asymetrischer Tonischer Nackenreflex

Dreht das Kind den Kopf zur Seite, strecken sich die Gliedmaßen auf dieser Seite und beugen sich auf der anderen Seite.

  • Handschrift
  • Stifthaltung
  • kann schlecht mit den Augen eine Zeile verfolgen
  • hat auch nach dem Schuleintritt keine Seitigkeit entwickelt
  • Überkreuzen der Körpermittellinie fällt schwer
  • dreht beim Schreiben das Heft/Blatt
  • malt nicht gerne
  • Gleichgewichtsprobleme …

Der ATNR blockiert die Koordination an der vertikalen Körpermittellinie.

Spiele mit Überkreuzen der Körpermittellinie, Übungen zur Verbesserung der Auge-Hand-Koordination, Fingerspiele, grob- und feinmotorisches Übungsangebot für die Hände, großflächiges Malen

TLR – Tonischer Labyrinthreflex

Die Beugung des Kopfes nach vorne bewirkt eine Beugung des Körpers nach vorne. Das Strecken des Kopfes nach hinten bewirkt eine Streckung des gesamten Körpers.

 

  • schlechte Haltung
  • schwach entwickeltes Gleichgewicht
  • steife bzw. schlaffe Muskulatur (wird beim Laufen sichtbar)
  • visuelle Wahrnehmungsprobleme
  • unorganisiert
  • schwach ausgeprägter Sinn für Zeit und Rhythmus
  • Neigung zu Reiseübelkeit
  • Chaos im Innen und Außen
  • Schwächen im Erkennen bzw. Einhalten von Abfolgen …

 

Spielen auf dem Boden, Krabbel- und Kriechspiele

schräge Schreibfläche in der Schule und zuhause, Stehpult

STNR – Symmetrischer Tonischer Nackenreflex

Die Beugung des Kopfes führt zu einer Beugung der Arme und Streckung der Beine. Das Heben des Kopfes führt zur Beugung der Beine und Streckung der Arme.

  • schlechte Haltung
  • beim Sitzen sackt der Oberkörper ein („liegt“ beim Schreiben)
  • kann nur langsam abschreiben
  • erschwertes Schwimmenlernen
  • schlechte Auge-Hand-Koordination
  • Ungeschicklichkeit
  • Probleme beim Fokussieren von ferne auf nah …

Der STNR blockiert die Koordination an der horizontalen Körpermittellinie.

Stimulation des Gleichgewichts – Kreisen, Rollen, Schaukeln; Streck- und Beugeübungen in Bauch- und Rückenlage

Spiele und Übungen zur Verbesserung des Ordnungsgefühls – Sortieren, Ordnen, Reihen, Spiele im Freien, Rituale, Rhythmusspiele, Orientierungsspiele, Balancieren